Mittwoch, 17. Dezember 2008

ohne worte...

Easton/USA (AP) Nicht schlecht gestaunt haben Beschäftigte eines Supermarktes in den USA, als ein Vater für seinen dreijährigen Sohn eine Geburtstagstorte mit Namensaufschrift bestellte. Der Namen des Kindes: Adolf Hitler. Der Supermarkt im Staat New Jersey wies die Bestellung zurück. Nach einem Artikel in einer Lokalzeitung hagelte es wütende Zuschriften an die Eltern im Internet. Vater Heath Campbell bat nun in einem Interview um Toleranz. «Man muss einen Namen doch akzeptieren. Ein Name ist ein Name. Das Kind wird nicht aufwachsen und tun, was Hitler getan hat.» Diesen Artikel weiter lesen

Mutter Deborah erzählt, ein anderer Supermarkt habe schließlich die gewünschte Torte geliefert. Bei der Geburtstagsfeier am Sonntag seien rund ein Dutzend Gäste dabei gewesen.

Auch die anderen Kinder der Campbells haben ungewöhnliche Vornamen: die beiden kleinen Töchter heißen JoyceLynn Aryan Nation und Honszlynn Hinler Jeannie.

Der 35 Jahre alte Heath Campbell erklärte, er habe seinen Sohn nach Adolf Hitler benannt, weil ihm dieser Name gefalle «und sonst niemand auf der Welt diesen Namen hat». Campbell hat nach eigenen Angaben deutsche Vorfahren.

Eine Sprecherin des Supermarktes ShopRite, Karen Maleta, erklärte, die Campbells seien schon in den vergangenen zwei Jahren mit ähnlichen Wünschen abgeblitzt. Dabei habe Heath Campbell außerdem darum gebeten, die Torte mit einem Hakenkreuz zu dekorieren. «Wir behalten uns das Recht vor, keine Dekoration auf einer Torte anzubringen, die wir für unpassend halten», sagte die Sprecherin.

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Freitag, 5. Dezember 2008

heute mal ein wenig musik

Heute ist ja Freitag & meine Musik zum Wochende sind folgende Empfehlungen:





Mittwoch, 3. Dezember 2008

Wir sprechen und streiten mit Unbekannten. Wir führen Freundschaften. wir lachen und weinen. Wir verlieben uns. wir improvisieren Kochrezepte und versuchen so radikal zu leben wie die Wirklichkeit. Wir sprechen mit Worten, Steinen und Gedichten. wir schreiben unsere Sehnsüchte an die Wände der Stadt. Wir klauen in Supermärkten. Wir lesen und bauen das Schöne aus den Trümmern dieser Welt. Wir sind schwach und wir sind stark, und schwören mit Tränen in den Augen niemals Teil der letargischen Masse zu werden. Wir kämpfen um unsere Leben und sind bewaffnet mit Leidenschaft, und der Gewissheit das das Unmögliche möglich ist. Wir bleiben der Arbeit fern und wir schwänzen die Schule. wir übernachten auf Häuserdächern. Wir sind solidarisch, helfen anderen und riskieren dabei auch Schläge und Tritte. Unsere Träume – unsere Revolte ist so alt wie die Zeit, und wird auch erst mit dem letzten lebenden Menschen sterben. Und das Herz ist ein Muskel, in der größe einer Faust.

Donnerstag, 27. November 2008

Dienstag, 25. November 2008

Freitag, 14. November 2008

Was ist es wert in der Welt?
Da ist ein Brief in der Post!
Es gibt nur einen Menschen den ich kenn, denn ich beruhigen kann.
Ich lebte so lange am Fluss und ich lebte da sehr gern...
Es gibt Dinge die kann man nicht übersteigen!

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Nein Nein Nein

Ich habe keine Lust auf dieses Regenwetter, auf dieses Blätter von den Bäumen fallen. Ich habe Lust auf Sonnenschein und synthetische Drogen. Ich will raus aus der ganzen Scheisse hier. Manchmal Flucht in den Konsum. Manchmal Zusammenstoss mit Konsum und Realität, manchmal gibt es keinen Ausweg, jetzt gibt es noch einen. Ich werde ihn nehmen bevor es zu spät ist, doch
ich weiss wo die Tür ist, aber durchgehen mag ich nicht allein. Und wenn ich diesen Weg zu Ende gehe ich weiss ich werde die Sonne sehen.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Montag, 27. Oktober 2008

ein jahr

Ein ganzes Jahr gibt es uns nun schon und ich bermerke es erst zwei Tage später.
Na dann Happy Birthday und auf ein weiteres freudiges, intensives sowie exzessives Jahr.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Montag, 13. Oktober 2008

FDK

Ich dokumentiere hier, etwas von einem Menschen der dies bei Myspace als Bulletin herum geschickt hat.

Ich find den Text ein wenig zu kurz gefasst, aber dennoch nicht schlecht.
Etwas tiefgründigers und ausführlichers zur Thematik hier.


Israel ist kein Staat wie jeder andere!

Israel ist der bewaffnete Versuch der Juden, den Kommunismus noch lebend zu erreichen. Die kapitalistische und bürgerliche Gesellschaft ist notwendig, um den Kommunismus überhaut zu erreichen (Marx - Kritik der hegelschen Rechtsphilosophie).


Israel ist kein Staat wie jeder andere!
Im Nahen Osten gibt es außer Israel nur Staaten, welche feudalistisch geprägt sind. Aufklärung hat dort, wenn überhaupt nur in elitären und urbanen Bereichen stattgefunden. Israel hingegen ist eine aufgeklärte Demokratie, welche (theoretisch nach Marx) notwendig ist um den Kommunismus zu erreichen.


Es kann keine Kritik am Staat Israel geben,
die nicht antisemitisch ist, da Israel die organisierte (vllt. nicht revolutionäre) Emanzipationsgewalt der jüdischen Gesellschaft darstellt. Die Aufgabe antideutscher Kommunisten ist es nicht, sich mit Israel zu identifizieren, weil Israel "das Substitut des Vaterlands der Proletarier" ist (überspitzt dargestellt). Sondern es muss aufgeklärt werden, warum es notwendig ist sich bedingungslos hinter Israel zu stellen: Nämlich im Interesse der staaten- und klassenlosen Weltgesellschaft.



Denn so lange es den Kapitalismus gibt, gibt es Antisemitismus.
Solange es Antisemitismus gibt, muss es Israel geben!

Israel is on the map to stay!
Gegen verkürzte Kapitalismuskritik und deutsche Tugenden!

Um es mit Marx's Worten zu formulieren: »Krieg den deutschen Zuständen! Allerdings!« (Kritik der hegelschen Rechtsphilosophie)

Dienstag, 30. September 2008

Bild des Tages....

snow white

Wir haben Koks-Fotos gemacht hier einige Ergebnisse dieser Session.


Mittwoch, 24. September 2008

Bild des Tages....

Ich weiss gar nichtmehr wo ich das her habe, aber ich find das einfach Super.
So jetzt wird nochmal entspannt bevor die Arbeit kommt...

Dienstag, 23. September 2008

Zeigt mir eure Augen, seht ihr auch so scheisse aus wie ich?

Gerade ebend habe ich auf Torsuns Blog den neuen Tourplan gelesen.

Alle Infos zur Tour und zur neuen Singel:

Format: Download VÖ: 14.10.2008 Label/Vertrieb: Audiolith/Finetunes.net

01. Egotronic - Kotzen (feat. Walter Schreifels)
02. Egotronic - Raven gegen Deutschland
03. Egotronic - Raven gegen Deutschland (Frittenbude Indiefresse Remix)
04. Egotronic - Raven gegen Deutschland (Saint Pauli Remix)
05. Egotronic - Raven gegen Deutschland (Juri Gagarin Remix)


Kleine Hörprobe und sowas hier .

Sonntag, 21. September 2008

Dienstag, 16. September 2008

Erschienen...


classless kulla and istari lasterfahrer here with their mind buggling collaborative release. gathering on this silverdisc you get nearly 80 minutes of different music styles like: "breakcore", hiphop, bassline house, ragga-dancehall, jungle and jump style gabba house. kulla known from his notorious blogging on classless, several book releases and showing ups on stages like caos communication congress or egotronic shows delivers highly tensed lyrics in german and english.



tracklisting:
1 Am Straßenrand der Gesellschaft
2 Uplifting Hardcore Communism
3 Ballade von Manfred
4 Erleuchtung & Berufung
5 Was wird
6 Flucht aus dem Plattenbau
7 Sexist Motherfucker - feat. Oona
8 Buffy The Slayer & The Angel of Death
9 Mass History
10 D-I-S-C-O
11 Communism Stole My Virginity (and I won’t shed a tear)
12 Der Rausch
13 Germany Might Trick Me Once
14 Jede Zelle
15 Dresden Calling
16 Dumme Dinge
17 Shenai Crumbling The Concrete
18 Der Takt des Geldes
19 Kontrollverlustprinzip

Sonntag, 14. September 2008

Zeit für Quatsch!

Wenn du jetzt eine Sache haben dürftest, was wäre das?
Inga hier bei mir!

Würdest du von dir sagen, du bist versaut?
Ich denke nicht das ich "versaut" bin.

Schonma wen Berühmtes getroffen?
Nein.

Willst du mal berühmt werden?
Ich denke nicht.


Schonmal beim Glücksspiel mitgemacht?
In einer Frittenbude am Novostar-Spielautomat gezockt, zählt das?

Bist du krank?
Nur im Geiste.

Bist du blond?
Nur auf dem Kopfe

Wo hast du deine Hose gekauft?
Ich habe sie geschenkt bekommen.


Warst du im letzten Monat im Kino?
Ja, leg dich nicht mit Zohan an.

Ist dein Zimmer aufgeräumt?
Ein kreatives-Chaos, in dem ich mich gegenwärtig sehr wohl fühle.

Das beste am Winter?
Schnee und zwar tonnenweise.


Was machst du dieses Wochenende?
In der Weltgeschichte umherbummeln.


Wenn du ein Buntstift wärest, welche Farbe?
Dieser der Stift der alle Farben in einem Stift vereint.


Wie ist das Wetter gerade?
Etwas kühl, aber trocken.

Sprichst du einen Dialekt?
Nein.

Wer war der letzte unbeantwortete Anruf?
Inga SPAIN.

wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir wünschen?
Diese Frage kann ich in solch kurzer Zeit nicht beantworten, es würde stundenlanges grübeln verraussetzen.

wo würdest du gerne leben?
Nicht hier. Amsterdam fänd ich ganz anziehend.

könntest du dir vorstellen auszuwandern?
Amsterdam, find ich persönlich dann schon cooler.

auf was bezüglich der nächsten tage/wochen freust du dich?
Ich freue mich auf die Inga, sie morgen zu sehen und sie in meine Arme schliessen zu können & sie zu küssen.
Und einfach zu wissen, dass mein second part nicht zweitausendfünfhundert Kilometer entfernt ist.

jetzt mal ehrlich: hältst du dich als autofahrer an die verkehrsregeln?
Ich fahre nicht.


glaubst du an horoskope?
Nein.

Zuletzt Alkohol konsumiert?
Am gestrigen Abend. Sechs Flaschen Bier aus Grünen Glas.


Was hast du heute um 8 in der Früh gemacht?
Ich habe geschlafen.

Wie fühlst du über die Person die dir zuletzt geschrieben hat?
Ich bin in der annahme, dass Kurznachrichten via SMS gemeint sind.
In diesem Sinne kann ich nur sagen das ich dich liebe!

Warst du schonmal neben jemanden der High war?
Ich habe aufgehört über so etwas zu sprechen.
Um es kurz zu fassen, sicherlich nicht, oder etwa doch?

Magst du dein Leben zurzeit?
Entzückend

Hast du jemals mit deiner Nummer 1 getrunken?
Da war doch etwas.

Wo bist du gerade und wie fühlst du dich an diesem Ort?
Ich sitze an meinem Schreibtisch. Und ich muss Pipi, zusätzlich habe ich hunger.

Wie gehts deinem herzen?
Hervorragend.

Bist du eine eifersüchtige Person?
Ich vermag nicht über solch Dinge zu reden.


Hast du dieses Jahr einen guten Geburtstag gehabt?
Ein Mensch der mir mal intensiv am Herzen lag hat mich bei Seite gestellt.Um zweiundzwanzig Uhr, bloss eine kurze SMS, kein Anruf, kein Kuchen, kein Besuch und nie ein Geschenk.
Der Geburtstag war durchaus von diesem Ereigniss überschattet. Wenn wir die Dinge verloren haben, schätzen wir meistens erst ihren wirklichen Wert.


Was oder wen hasst du am meisten?
Die ganze Scheisse.

Was liebst du am meisten?
Das was es verdient hat zu Liebe zu empfangen.

Was denkst du über Homosexuelle oder Bisexuelle?
Ich muss nachdenken. Also erst einmal ich denke nichts negatives. Und find Homophobie sowiso nicht so cool.

Küsst du gerne?
Definitiv.

Wirst du in 3 tagen in einer Beziehung sein?
Ich bin es gerade und ich werde es wohl auch sein.

Hast du Locken?
Nein.

Wer war letzte Nacht in deinem Haus?
Ich & meine Mama bloss.

Würdest du noch einmal die Person küssen die du zuletzt geküsst hast?
Ich denke schon, also ja.

Gibt es irgendwen der dich nicht mag aufgrund etwas dass du nicht getan hast?
Weiss ich nicht.

Könntest du dir vorstellen mit nur einem Rucksack nach Amerika zu fahren?
Oh, ja.

Magst du zurzeit jemanden?
More als nur das.

Hast du heute irgendwen auf die Lippen geküsst?
Nein.


Warst du schon mal 48 Stunden auf?
Nein, aber fünfundvierzig Stunden. Eine Ausschweifung der Liebesparade.

Mags du Kuscheln?
Ich bin das Kuschelmonster.

Freitag, 22. August 2008

Ende gut

14 Monate ist es nun her das du die Bierflaschen im K+K-Markt fallen lies. An diesem Tag änderte sich etwas grundlgenedes zwischen uns beiden, aus zwei verschiedenen Menschen wurde so etwas wie ein Mensch. Zumindest eine Persönlichkeit diese, die schönsten Dinge der Welt mit einander zu teilen vermochte.

Ich wollte nicht mehr an uns glauben und ich habe auch nichtmehr vertraut, ich dachte wir würden irgentwann einbrechen aus folge unsere Schwächen. So kamm es dann auch. Lang und schmerzhaft. Hätte ich damals nicht sowas wie einen Willen gehabt, oder schon die Klarheit das meine Anahmen korrekt waren so wäre ich aufgestanden und hätte dich verlassen.

Dich kenne ich nur zu gut, ich weiss Dinge über Dich die kein andere Mensch auf dieser Welt zu wissen vermag. Ich verstehe dich dort wo dich niemand anders verstehen zu vermag. Ich denke an das, an dass du auch denkst wenn keiner daran denkt.

Man weiß schliesslich, dass man jemand ganz besonderen gefunden hat, wenn man einfach für einen Augenblick die Fresse halten und miteinander schweigen kann.

Ernst von Feuchtersleben sagte einmal: "Nur die Sache ist verloren, die man aufgibt." Und recht hat er. Du sagtest einmal das du kämpfen wolltest, aber irgentwann ist auch der längste Kampf vorbei, die letzte Schlacht geschlagen, die letzte Niederlage vollendet. Volkommenheit macht sich breit. Irgentwo weit draussen, in nicht absehbarer Sichtweite, kann man Dinge sehen, Dinge die wir Nie verstehen, dieses Geschehen lässt uns weiter auseinander gehen.

Die Realität ist etwas, dass schon lang nichtmehr beschäftigt. Zur Seite geschoben. Auf Abstellgleis gefahren. Wartend. Ob wir den richtigen Preis für dieses Unterfangen zahlen, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bestimmen. Die Konsequenzen für solches scheinen unausschaubar.

Und so schliesse ich mit den Herren von Tocotronic:

"Gegenueber eines Gegenuebers
Das mal wieder nicht ich selber bin
So gesehen kommts hin
Was wir taeglich sehen
Sind Dinge die wir nicht verstehen
Das Geschehen
Laesst uns auseinandergehen"


Dienstag, 24. Juni 2008

Fußpilz

Also das mit diesen Fahnen und dem Geschreie jeden zweiten Abend, das macht mich ziemlich fertig. Und nicht nur mich:

Freitag, 13. Juni 2008

Niemals

Ich werde mich niemals damit abfinden das man nichts tut, ich weiss warum sie sagen man kann nichts tun, weil sie nichts tuen wollen.
Aber ich will etwas getan haben.
Wir haben gelernt das reden ohne Handeln unrecht ist.

Dienstag, 10. Juni 2008

Iran – Zweiter Teil

Hier der zweite Teil aus dem Iran the second one...



Iran – Zweiter Teil

Von Max

. Teheran scheint uns keine gute Stadt zum Verweilen. Neben der Hässlichkeit und dem Smog macht uns vor allem die Kälte zu schaffen. Dass es im Februar hier deutlich kälter als im Scheißwetterland Germany und die Strassen von verdrecktem Schnee gesäumt sein würden, hätten wir nicht vermutet. Somit beschleunigen wir unseren Plan, das Land gen Süden zu durchkämmen und in Richtung persischer Golf verträglichere Klimazonen mitzunehmen. In einem Reisebüro in der Nähe des Teheraner Bahnhofs erstehen wir problemlos ein Ticket, um am nächsten Morgen den Zug Richtung zu besteigen. Das überraschend geräumige Abteil weiß durch große Beinfreiheit, Air-Condition und in die Vordersitzlehnen eingelassene Flachbildschirme durchaus Eindruck zu hinterlassen, was vor allem daran liegt, dass wir für die 7-stündige Fahrt inklusive Essen lediglich 5 Euro hinlegen mussten. Der subventioniert nämlich nicht nur sein Benzin auf Teufel komm raus, sondern auch den Zug‑ und Flugverkehr. Nicht mal in China kommt man so billig von A nach B.

In angekommen erfreuen wir uns an der einladenden Ästhetik der Stadt: Breit ausgebauten Strassen mit Baumaleen, luxuriöse Fußgängerwege (!!) und ein Fluss mitten durch die Stadt mit sehr schicken alten Brücken darüber, dazu massig Parks. Nicht zu vergessen der zweitgrößte Platz der Welt, umstellt von alten persischen Prachtbauten. Hier lässt es sich (für iranische Verhältnisse) gut aushalten und so mieten wir uns erstmal für eine Woche in ein fein gelegenes Hotel ein.

Wir sind des Abends auf der Suche nach einem schmackhaften Restaurant und haben uns dabei ein wenig verlaufen. Ein junger und sympathisch wirkender Typ spricht uns in perfektem Englisch an und nach den üblichen »Wo kommt ihr her«-Fragen bietet er direkt an, ihn zu sich Nachhause zu begeleiten. Wir freuen uns und gehen mit. In seiner Bude liegt bereits sein Kumpel ziemlich stoned auf dem Bett und schaut US-Basketball per Satelliten-TV. Unser Gastgeber erzählt, dass er grade von einem Türkei-Aufenthalt zurückgekommen sei und dieses Scheißland hier bald zu verlassen gedenke. Trotz der hohen Geld‑ und Visa-Hürden ist er guter Dinge, dass sein Wille den Weg schon irgendwie besorgen werde. Dann fragt er uns, ob wir lieber Tee oder Grappa trinken möchten. Wir meinen erst, uns verhört zu haben, bekommen dann aber tatsächlich trinkbaren Grappa aus einer etikettlosen Plastikflasche eingeschenkt. Inzwischen sind noch mehr seiner Freunde eingetroffen, die auf dem Boden sitzend persisches Backgammon zocken, lakonische Bemerkungen zum Fernsehprogramm abgeben und kräftig mittrinken. Der Grappa ist home-made von armenischen Christen und knallt ganz schön. Während unser Pegel steigt, erzählt unser neuer Freund von einem Typen, der dreimal betrunken von der Polizei erwischt worden wäre. Jedes Mal hat er anstatt zu leugnen stolz zu seiner Untat gestanden. Ob des ausbleibenden Lernerfolges haben die Cops ihn dann nach dem dritten Mal schlichtweg ermordet. Den Wahrheitsgehalt der Geschichte rückt unser Gastgeber zwar selber eher in die Nähe einer »urban legend«, die Kernaussage, dass Alkoholkonsum schwer bestraft wird, ist allerdings stimmig. Unserer Paranoia tut das nicht gut. Die angebotenen Minz-Kaugummis, die als Kraut gegen die Kontrollen der (religiösen) Polizei gewachsen sein sollen, wirken wenig beruhigend. Wir schaffen es dann doch noch, uns zu entspannen und verbringen den Rest des Abends mit guten Diskussionen, etwa über die Unsinnigkeit des Islams, die Frage der wahren Liebe und der Qualität des afghanischen Haschs. Nachdem wir uns von dieser höchstpersönlich überzeugen konnten, beschließen wir bei unserem neuen Freund zu nächtigen, der, während auf seinem Computer »American Gangster« läuft, bereits im Sitzen eingeschlafen ist.

Das Straf-Ranking für läuft hier ziemlich genau entgegengesetzt zu westlichen Vorstellungen. Als schlimmste Droge gilt der Alkohol, dessen Konsum bereits beim ersten Mal wenigstens mit Auspeitschen bestraft wird. Weniger schlimm aber auch nicht gern gesehen ist Hasch (1g = 1$), dass noch pappig und mit der Konsistenz von Knete über die Afgahnische Grenze kommt. Es gilt den iranischen Behörden als schwer süchtig machend und der durch das Hasch ohnehin aggressive Konsument sei zu jeder Beschaffungskriminalität fähig. In Deutschland ist der Kiffer ja eher als Schlaftablette bekannt. Die billigsten, am leichtesten zu bekommenden und am wenigsten bestraften sind Opium und Crack. Auf der Strasse und in Bussen treffe ich regelmäßig Jugendliche, denen ihrer Verstrahltheit auf 50m anzusehen ist. Mit schwer geröteten Augen bewegen sie sich im Tempo von Pflanzen und sind mit jeder Kommunikation schwer überfordert. Viele meiner Gesprächspartner hier sind der Meinung, dass der Opiumkonsum vom System gern geduldet werde, da vom Süchtigen keinerlei Wille zur Änderung der Zustände zu befürchten sei. Ob dem wirklich so ist kann ich nicht beurteilen. Wenn man allerdings ständig – ob in Wohnungen oder Parks – zum Saufen, Kiffen oder Opium-Rauchen eingeladen wird, bekommt man eine Ahnung davon, wie normal und verbreitet der Rausch ist. Mir schien es ohnehin so, dass sich Jugendliche, da sämtliches öffentliches Leben quasi verboten ist, entweder in die innere Emigration des Lesens intellektueller Schriften retten und/oder die Langweile und den Terror mit den verfügbaren Substanzen abfedern.

Beim Bummeln durch die schwer bevölkerten Shopping-Strassen Isfahans werde ich mal wieder angesprochen. Als mein Gegenüber erfährt, dass ich aus Deutschland komme, fangen seine Augen an zu leuchten und er beginnt von seiner großen Liebe zu Nietzsche zu erzählen. Um den auch mal im Original lesen zu können, hat er angefangen, sich selbst Deutsch übers Internet beizubringen. Stolz gibt er seitenweise Nietzsche-Zitate zum Besten. Die folgenden fünf Stunden verbringen wir mit Diskussionen über Filme, Religion und die Liebe. Mein Gesprächspartner ist begierig alles über Nietzsche, Freud, Heidegger und Proust zu erfahren. Ich bin dabei immer wieder über sein immenses Wissen beeindruckt und beschämt über meine Lücken. Auch er beschwert sich heftig über die grenzenlose Dummheit der Religiösen in seinem Land und dass er am liebsten Atheist werden würde, dies aber leider unter Todesstrafe steht. Zwischendurch erzählt er, dass er vor ein paar Jahren aus Liebeskummer alkoholabhängig geworden sei. Da man dem Alkohol auf dem Schwarzmarkt nicht trauen könne, habe er ein Jahr lang Ethanol aus der Apotheke bezogen. Das sei wenigstens nicht gepanscht. Er sagt, seitdem macht sein Magen ab und zu Probleme. Ich sage, er solle sich freuen, nicht komplett blind geworden zu sein.

. Auf unserem Weg Richtung Küste machen wir Halt in der Großstadt , die ausser einem netten Wasserpfeifen-Café samt verstrahlter Kundschaft wenig zu bieten hat. Wir beschließen also, hier lediglich ein paar notwendige Erledigungen wie Postkartenverschicken und Verwandschaftsanrufe abzuhaken und dann weiterzureisen. Als ich in einem Telefonshop grade versuche, meine Oma per Ferngespräch zu beruhigen, dass ich im nicht automatisch entführt oder enthauptet werde, bricht der Besitzer des Ladens mein Telefonat ab, da er Feierabend machen möchte. Ich frage ihn, wann er denn am nächsten Morgen öffnen werde und er entgegnet in schlechtem Englisch, dass sein Geschäft morgen geschlossen sei. Als Begründung schiebt er nach: »Tomorrow…Crazy religious people…Government…Holiday…Closed«.

Am nächsten Morgen werden wir um halb neun von ohrenbetäubendem Lärm geweckt. Das Geschrei von riesigen Menschenmassen füllt förmlich den gesamten Raum und es scheint von sehr nah zu kommen. Aus Megaphonen ertönt eine fanatische Stimme, die irgendwelche Parolen vorschreit, die dann von tausenden aufgepeitschten Kehlen nachgeschrieen wird. Nach dem ersten Schreck trauen wir uns aus unserem Hotelzimmer und schleichen uns zum Fenster des Flurs, das den Blick auf die Strasse vor unserem Hotel freigibt. Vor unseren Augen schiebt sich eine monströse Massendemonstration voran, die nicht mehr zu enden scheint. Wir fassen weiter Mut und begeben uns vor den Eingang des Hotels auf die Strasse. Alles was ich an Demos in Europa bislang gesehen habe, ist gegen das hier ein zahmer Witz. Unmengen an schwarz verschleierten Frauen, Fahnen, Transparenten und Wägen füllen die breite Strasse komplett aus. Anstatt von Lautsprecher-Wägen stehen überall fest installierte Megafon-Masten auf der Strasse, deren Parolen nicht von 50 oder 500 sondern mehreren tausend Menschen synchron nachgebrüllt werden. Das einzige was wir aus dem monotonen Wiederholungsbrei raushören können, ist »Nieder mit Israel! Nieder mit USA! Lang lebe der . Es ist leicht zu erkennen, dass die mitgetragenen Transparente professionell massengefertigt wurden. Einige Plakate hetzten auch mit englischen Parolen gegen Israel und die USA. Den Kindern hat man Martyrer-Kitsch umgehängt, sie schreien begeistert mit. Neben einer Bush‑ und einer Condola-Rice Papp-Puppe stösst mich besonders eine menschgroße »Juden-Puppe« ab, die mit Hemd und Krawatte, Bart und Schäfchenlocken, Davidsternbinde und dickem Bauch keine Widerlichkeit auslässt. Das ist kein Youtube-Video, das ist echt. Das ist auch keine verschrobene Minderheit sondern die absolute Masse! Es wirkt unglaublich bedrohlich.

Die Masse vor uns wirft uns interessierte Blicke zu und winkt vereinzelt. Die Stimmung scheint ausgelassen wie auf einem Volksfest oder Faschingsumzug. Ich denke, so muss der Faschismus aussehen. An den Seiten stehen Einheiten der Spezial-Polizei, die in ihren schwarzen Uniformen, schwarz-verspiegelten Sonnenbrillen vor ihren schwarzen Autos wie Klischee-Folterer aus drittklassigen Action-Filmen wirken. Die Demo hört nicht auf. Am Nachmittag wird das iranische Fernsehen berichten, dass zu den Feierlichkeiten des 27. Jahretstages der islamistischen Revolution auch in etwa drei Millionen Menschen auf der Strasse unterwegs waren. Eine Nazi-Demo in Deutschland ist meist überschaubar. Hier marschiert die ganze Stadt. Nach vier Stunden ist die Masse an unserem Hotel vorbeigezogen. Mein Gefühl von Bedrohung schlägt mehr und mehr in Verachtung und Hass um. Ich habe das dringende Bedürfnis, hier jemanden zur Vernunft zu schlagen. Absolute Ohnmacht. Nachdem der ganze Spuk vorbei ist, ziehe ich ziellos und wütend durch die Stadt. Innerhalb einer halben Stunde werde ich zweimal angesprochen. Zunächst von einem älteren Mann, der sich bei mir für die Demonstration entschuldigen möchte und erklärt, die Teilnehmerinnen würden alle für die Regierung arbeiten. Danach hält mich ein junger Typ Anfang zwanzig an und erzählt mir dasselbe. Er scheint ähnlich wütend wie ich und ergeht sich in Fantasien über einen Angriff der USA, der mit dem ganzen Scheiss hier Schluss machen solle. Ich bleibe mit einem Strudel sich widersprechender Gefühle zurück.

Durch den zu reisen schickt die Erfahrung immer wieder auf das Abstellgleis Ambivalenzkonflikt, ohne Ausstiegsmöglichkeiten anzubieten. Immerhin hat man die Gewissheit im Gepäck, dass hier die Kultur krank ist und nicht man selber.

Einerseits habe ich solch eine Hilfsbereitschaft und Offenheit der Einheimischen Reisenden (Fremden?) gegenüber noch nie erlebt. So willkommen fühlt man sich selten. Ständig wird man in überraschend gutem Englisch angesprochen und zu Diskussion, Tee oder Abendbrot eingeladen. Antriebsfeder ist dabei Neugier und tatsächliches Interesse, nicht Überlegungen welchen instrumentellen Nutzen man aus dem Gespräch ziehen könnte (z.B. Etwas zu verkaufen oder kostenlos englisch zu lernen, wie es in China üblich ist). Wenn man auf der Straße steht und etwas verloren dreinschaut oder gar durch die Handhabe einer Straßenkarte als orientierungssuchend gebrandmarkt ist, kommt ruck zuck jemand angelaufen um Hilfe anzubieten. Mit der Zeit ist es gar nicht so einfach, zwischen der eigenen peinlichen Berührtheit ob soviel Hilfsbereitschaft und dem sich nach und nach einstellendem planmäßigen Ausnutzen dieser Freundlichkeit, ein für sich selbst moralisch integeres Maß zu finden.

Auf der anderen Seite ist der die widerlichste Islamisten-Diktatur, die ich je live erleben musste. Wie es hier um Frauen, Homosexuelle oder das öffentliche freie Denken bestellt ist, sollte ja bekannt sein. Auch könnte man seitenweise Kuriositäten der iranischen Gesetzgebung aufzählen, was alles als unislamisch verboten ist (etwa das Zeigen von Musikinstrumenten im Fernsehen oder das Tragen hoher Stiefel). Wer je vergessen sollte, dass er hier den besucht, wird durch die Omnipräsenz der Portraits alter Männer mit Bart oder junger Kriegsmärtyrer, die an jeder zweiten Wand aufgehängt oder aufgemalt sind, an die Realität gemahnt. Auch beinahe jedes Gespräch mit den Einheimischen kommt gleich zu Anfang auf das Leiden am System zu sprechen. Wirklich Jeder und vor allem Jede weiß von Schikanen und Gewalt seitens der (religiösen) Polizei zu berichten. Händchenhalten ohne verheiratet zu sein kostet Geld, manchmal wird man auch zusammengeschlagen. Wenn das Kopftuch zu weit nach hinten gerutscht ist, kostet das auch Geld. Manchmal bekommt man dafür aber auch ein Bein gebrochen. Willkürlicher Terror seitens der religiösen Polizei schürt Angst und Paranoia und hält damit die Schäfchen besser in Zaum als jede ausgefeilte Videoüberwachung.

Vor Antritt der Reise gab es aus dem Freundeskreis einzelne Vorwürfe, ich würde mit meinem Vorhaben indirekt den unterstützen und betreibe Elendstourismus. Vor Ort habe ich häufig das Gefühl, ich besuche Menschen im Knast. Ob man damit das Gefängnis und dessen Leitung unterstützt? Freilich hängt das Bild ein wenig schief, da mit letzter Gewissheit nicht zu sagen ist, anhand welcher Kriterien man als Reisender den Wärter vom Insassen unterscheiden kann. Damit zurück zur ambivalenten Wahrnehmung zwischen offener Freundlichkeit der Menschen und des faschistischen Regimes. In den meisten Fällen stehen sich beide unversöhnlich feindlich gegenüber. Manchmal können sie aber auch durchaus Händchenhalten.

Fortsetzung folgt…

(Es passiert mir sehr selten, dass ich auf Reisen andere »Westler« kennen lerne, die nicht dem Klischee des üblichen Travellers entsprechen und mit denen man gern länger Zeit verbringen möchte. Umso erfreulicher, dass ich in Yazd den äusserst symphatischen Londoner Fotografen Isaac kennenlernen durfte, dessen Weblog ich hier schwer zum Weiterlesen empfehlen möchte. Mit ihm wurde ich unter anderem Zeuge eines obskuren Selbstgeißel-Rituals, das Isaac in Text und großartigen Bildern festgehalten hat).

Sonntag, 8. Juni 2008

inga.

ich bin verliebt. Er heißt weder Tim noch Tom. Und er hat auch nicht die tollsten meerblauen Augen der Welt. Nein, er ist auch nicht der hübscheste Junge, den ich je gesehen habe und es war auch keine Liebe auf den ersten Blick...obwohl, auf den ersten Blick war es schon, halt nur keine Liebe. Mein Herz klopf, wenn ich an ihn denke, das reicht doch, oder? Ja okay, vielleicht bin ich auch dr glücklichste Mensch auf der Welt, wenn wir zusammen sind. Ich bin verliebt. Ich kann mich weiterhin konzentrieren, das geht noch. Ich habe auch keine Schmetterlinge im Bauch, wie soll das auch gehen. Bei mir sind das Bauchmuskelerektionen. Fühlt sich aber genauso an wie Schmetterlinge, sind nur keine. Ich bin verliebt, ich möchte ihm Steine schenken und leere Wasserflaschen. Ich möchte mit ihm auf hausdächer klettern und in Supermärkten Käse klauen. Ich möchte bei ihm sein, so ist das doch, wenn man verliebt ist, oder?

Freitag, 6. Juni 2008

die sonne scheint in mein fenster und...

Heute, wird Party gemacht ich werde nun ein Stündchen mein Gemüht erholen lassen. Dabei lasse ich mich schon einmal ein bisschen mit Radio -Quintessenz
beschallen lassen. Um dann etwas später dem Abend genüsslich entgegen zu schauen
.



Mittwoch, 4. Juni 2008

Iran – Erster Teil

Ich habe mal wieder etwas interssantes bei Beatpunk gefunden, was ich an dieser Stelle dokumentieren möchte:



Vorspiel: Wie bekommt man ein Visum für den ? Ich klicke mich durch zahlreiche Internet-Foren und bin erstmal etwas verunsichert. Man brauche eine Einladung aus dem , eine Referenznummer, vorher könne man ein Visum gar nicht erst beantragen. Jedes Konsulat entscheide nach gutdünken, in der Türkei gebe es das Visum ohne jeglichen Stress nach ein paar Tagen, in anderen Ländern müsse man mehrmals antanzen. Einige haben irgendwann frustriert aufgegeben. In Deutschland muss man sich entweder an das Konsulat in Berlin oder Frankfurt wenden. Aufgrund meiner Postleitzahl ist für mich die Frankfurter Stelle zuständig. Auf deren Internetseite kann ich nichts von speziellen Anforderungen wie einer Einladung oder Ähnlichem finden. Mehrere Frankfurter Reisebüros bieten die Besorgung eines Iranischen Visums an und berechnen einen saftigen Batzen extra um die erforderliche Referenznummer zu besorgen. Nach mehreren Tagen bekomme ich tatsächlich einen verantwortlichen Mitarbeiter des Frankfurter Konsulates ans Telefon, der mich unwirsch darauf hinweist, dass ohne eine Einladung auch kein Visa zu haben wäre. Wie denn eine solche Einladung zu bekommen sei, frage ich schüchtern nach. Der Konsulatsmitarbeiter diktiert mir eine private Handynummer und sagt, dort solle ich mal anrufen, da werde mir geholfen. Ich wähle die Nummer und erreiche einen Mann mit persischem Namen, der grade im Auto unterwegs ist und mir etwas umständlich seine Email-Adresse diktiert. Dort solle ich meine Visumsanfrage hinschicken, er werde mir dann die erforderlichen Informationen und Unterlagen zukommen lassen. Einen Tag später erhalte ich den Vordruck für das Visa plus eine Kontoverbindung, auf die ich neben den Visagebühren noch mal 60,-€ extra einzahlen soll, damit die Referenznummer besorgt wird. Ich überweise das Geld und schicke meinen Reisepass an die angegebene Adresse. Vier Tage später finde ich den Pass inklusive des gewünschten Visums in meinem Briefkasten.

Teheran. Am erst vor wenigen Jahren fertiggebauten Imam-Khomeini-Flughafen empfangen mich großformatige Portraits alter Männer mit Turban, Bart und Brille, die monströs von der hohen Hallendecke hängen. Ich werde mich an ihren Anblick gewöhnen müssen. Mit dem Taxi dauert es etwa 45min bis ins Zentrum der Stadt. Wann die Vororte aufhören und das Stadtzentrum anfängt, ist zunächst nicht zu erkennen. Alles sieht gleich trostlos und abgefuckt aus. Den ersten Eindruck, den Teheran erweckt, ist der eines Kriegsgebietes. Zumindest der Ästhetik nach. Alles grau. Viele Häuser sind unverputzt. Verfallene Baustellen. Kaum höhere Gebäude. Abgeranzte Strassen. Alles scheint gleich auszusehen. Werbung an Shops oder Reklametafeln wird ersetzt durch omipräsente Khomeini-Portraits. Oft ist auch sein Nachfolger Chamenei zu sehen, der nicht nur einen ähnlichen Namen sondern auch das gleiche Outfit zum besten gibt. Portraits von Achmadenischad sieht man so gut wie nie. Abwechslung zum Grau bieten riesige auf Häuser aufgemalte Bilder irgendwelchen Märtyrer, meist aus dem -Irak-Krieg. Dazu Parolen. Von der Ästhetik erinnert das ganze an die Wandmalereien der IRA in Irland. Khomeini ist dermaßen überpräsent, dass ich ihn gleich noch mal erwähnen muss. In Ämtern, Restaurants, Hotels, Cafes, sogar in Kinderzimmern wacht er über seine Untertanen.

Zur Erinnerung: Der Khomeini, der den Schah gestürzt und die islamistische Revolution angeführt hat. Der Khomeini, der danach alle Mitstreiter des Umsturzes hat ermorden lassen (Demokaraten, Kommunisten, Gemäßigte). Der Khomeini, der das heiratsfähige Alter für Frauen auf 9 Jahre heruntergesetzt hat. Der Khomeini, der die Ermordung Salman Rushdies per Fatwa verordnen ließ. Der Khomeini, der im -Irak-Krieg tausenden von Grundschülern Plastikschlüssel hat übergeben lassen um sie dann der ehrenvollen Aufgabe der Räumung verminter Felder zu überantworten. Ehrenvoll deshalb, weil sich die Kinder durch Ablaufen der Minen selber in die Luft sprengten, aber danach immerhin als Märtyrer mithilfe des ausgegebenen Plastikschlüssels das Tor zum Paradies aufschließen durften. Geschichten wie diese, die einem das Gefühl geben, einem abstrus-sarkastischem Alptraum zu lauschen, finden sich im an jeder Ecke, bzw. in den meisten Gesprächen mit Einheimischen.

Zwischen all dem Irrsinn wuselt munter das Leben weiter. Bemerkenswerterweise funktioniert der Verkehr fast komplett ohne Ampeln und komplett ohne Regeln. Zumindest sind mir diese verschlossen geblieben. Der Verkehr stoppt nicht, es sei denn er staut. Ein Motorrad passt dennoch immer irgendwo durch, etwa auf dem Gehsteig (wenn es einen gibt) oder eben durch den Gegenverkehr. Als Fußgänger rennt mein einfach immer irgendwie zwischen den fahrenden Autos durch. »Let’s break a leg«, sagt der iranische Volksmund, wenn er die Straße überquert. Auch der Reiseführer weiß: »Von wegen Terror. Wirklich gefährlich ist im nur der Verkehr«. Wenn man nicht vom Auto erwischt wird – den Abgasen kann man nicht entkommen. Der ungefilterte Smog verewigt sich nicht nur an sämtlichen Gebäuden, auch die Lungen dürfen sich auf eine schicke Musterung freuen. Den beißenden Geschmack von Benzin und Abgas hat man ständig auf der Zunge liegen. Mit 40 Jahren Kette rauchen kann man Lungen aus Teheran wenig beeindrucken.

Die Kontaktaufnahme zur einheimischen Bevölkerung gestaltete sich dagegen überraschend einfach und ohne eigenes Zutun. Auf Schritt und Tritt wird man in meist ausgezeichnetem Englisch (teilweise auch deutsch) angesprochen und wenn man möchte, hat man direkt eine Stadtführung oder eine Einladung in die privaten Räumlichkeiten der jeweiligen Person, inklusive Abendessen. Die Gespräche haken bevor man zu philosophieren beginnt folgende Punkte ab:

Das Leben im ist Scheiße, weil…
Ich würde gerne nach Deutschland/Europa/USA emigrieren, aber…
Wie ist das mit Sex und Beziehung in Deutschland…?

Frau und Mann wird im sorgfältig getrennt. Frauen sitzen im Bus hinten, Männer vorn. In der U-Bahn gibt es einen extra Wagon für Frauen, 15 Waggons für Männer. In Cafes sitzen Männer. Manchmal gibt es einen extra Raum, dort dürfen dann auch Männer mit ihren verheirateten Frauen sitzen. Frauen gibt es mal mehr verschleiert, mal weniger. Ganz unverschleiert gibt es sie nicht. Ohne ihren Tschador (persisch für »Zelt«) darf die iranische Frau nicht vor die Tür bzw vor die Augen der Männer – mindestens Kopf und Hintern müssen gut verhüllt sein. Wenn sie es doch wagen sollte und der Schleier nicht richtig sitzt, wird sie von der Polizei oder den Tugendwächtern verhaftet und/oder verprügelt.
In manchen Cafes trifft sich unerlaubterweise die noch nicht verheiratete Jugend. Händchen halten wird geduldet. Das hätte sich die Generation zehn Jahre zuvor nicht träumen lassen! Küssen ist streng verboten. Beim jugendlichen Flirten (2/3 der Iraner sind unter 25 Jahre alt) kann man die Frauen als den deutlich aktiveren Part beobachten, sie haben es nötiger, sie sind abhängiger. Im privaten Raum dürfen Frauen manchmal auch Mensch sein, blühen auf und zeigen, dass sie besser englisch sprechen und gebildeter sind, als ihre männlichen Altersgenossen. Wenn man Sex haben möchte, braucht man ein Auto und einen privaten Raum – Hotels erlauben keine unverheirateten Paare. Wenn man nicht verheiratet ist und erwischt wird, kostet es, sollte man Glück haben, 50 Euro Geldstrafe. Vielleicht aber auch Prügel oder Folter. Ist man schon ein wenig älter und gehört nicht mehr zur kämpferischen Jugend, darf man mit seiner Parterin nur zusammen sein, wenn man ordentlich verheiratet ist. Darüber wacht die Familie. Ordentlich verheiratet ist man allerdings erst dann, wenn man es sich leisten kann, eine sauteure Hochzeit zu schmeißen, auf die eine Mittelstands-Partnerschaft drei Jahre sparen muss. Für andere bleibt dieser Schritt Richtung »Freiheit«, also die Erlaubnis sich zu sehen, unerreichbar.

Schon am ersten Abend treffen wir auf der Suche nach einem Internetcafe einen sympathischen Herrn Anfang 30, der uns in flüssigem Deutsch auf der Strasse anspricht. Früher hat er in der Tourismusbranche gearbeitet, seit dem 11.September ist nicht mehr daran zu denken, im damit Geld zu verdienen. Die wenigen Touristen die noch kommen, sind knickerige Backpacker wie wir, bei denen nicht viel zu holen ist. Sogleich lässt unsere neue Bekanntschaft eine Reihe hasserfüllter Kommentare über die Regierung des hören um schließlich bei schwer resignierten Tönen anzukommen. Er gibt uns seine Telefonnummer und wir daten uns für den nächsten Abend zum Essen bei ihm zuhause. Er holt uns samt seines Schwagers und dessen 4jährigem Sohn an der vereinbarten Straßenkreuzung ab und wir brausen zur Wohnung des Bruders. Seine eigene sei zu klein, erklärt er. Nachdem die Schuhe ausgezogen sind betreten wir einen herrschaftlich großen Raum, der durch zwei römisch anmutende Säulen eine leichte Trennung erhält und unter prächtiger Stuckdecke sowohl Sofa als auch Esstisch vereint. Es gibt einen großen türlosen Durchgang zur Küche, was dem ganzen noch mehr Weite verleit. So hässlich sich Teheran auch von außen präsentiert, im privaten hat man es sich stets schön eingerichtet. Die Frau des Bruders und die Schwester sind schon gespannt und begrüßen uns. »Nicht die Hand geben«, sagt unser Gastgeber. Ich versuche es trotzdem und eine der Frauen erwidert die Geste. Der Tisch ist reich gedeckt mit allerhand Süsszeug und Tee. Die Frauen werden den Rest des Abends dafür sorgen, dass er gedeckt bleibt. Die Männer essen und reden. Jeder wird ausgiebig auf das Leben im schimpfen.

Spaß ist im verboten. Sagen unsere Bekanntschaften und wir glauben es. Den Spaß möchte man sich aber nicht nehmen lassen und daher wird nach dem Abendessen im eigens ausgebauten Party-Keller SCOOTER aufgelegt und stolz die selbstkonstruierte Lichtmaschine angeschmissen. »Das ist illegal. Das ist Musik gegen die Religion und gegen die Regierung. Wir mögen das. Wir hören alle Pop, Jazz und Metallica« sagt unser Gastgeber mit leuchtenden Augen. Der vierjährige Neffe springt begeistert herum, HP Baxxter schreit »Good to be back – Come on!«. Später rast uns ein anderer Neffe des Gastgebers zurück ins Hotel, während die Bassröhre im Kofferraum vollaufgedrehten Techno hervorwummert. Als wir eine Polizeistreife überholen, wird die Musik kurz leiser gedreht. Von den vielen sich widersprechenden Eindrücken schon am zweiten Tag fallen wir erschlagen in die Hotelbetten…

Fortsetzung folgt


Von Max

Mittwoch, 28. Mai 2008

Du bist New York City und ich bin Wanne-Eickel

Gesucht und gefunden, endlich etwas mal das was ich fast verstehe. Das Gefühl wir wären eins liegt am Boden und kommt nicht mehr hoch. Und ich kann nichts tuen, stundenlang probiert dich zu erreichen, mir den Kopf über alles zerbrochen. Doch du gehst nicht ran, du machst nicht auf. Du lässt einfach nichts von dir hören, mich macht dieses Gefühl kaputt, uns macht dieses Gefühl kaputt, den Dingen einen Sinn geben, damit wäre mir sehr geholfen. Aber diese ganze Sinnlosigkeit treibt zur Verzweifelung.

Du hast so bitterlich geweint einen Meter oder so von mir entfernt. Ich war für dich da, doch irgentwann warst du weg. Danach haben wir nicht mehr miteinader geredet. Ich hab die Nacht zum Tag gemacht und bin um neune eingeschlafen. In dem glauben alles sei gut. Ist es aber nicht.

Ich weiss nicht wie das weiter gehen soll ich habe niemanden der mir den Weg zeigt, falls es überhaupt einen Weg gibt und wo vermag dieser wohl hinzuführen?

Zum Abschluss möchte ich dich zitieren:

"Ich möchte am liebsten ein kleines Engelchen hier am Ohr haben, dass mir sagt was ich tuen soll, jetzt mal wirklich du bist mein kleines Engelchen."

Freitag, 23. Mai 2008

disabled.

Carve your name into my arm.
Instead of stressed, I lie here charmed...
So sah der letzte Textinhalt der Sms aus die ich dir schrieb und du bist wohl der Bestandteil des Lebens der sich am wenigsten aufheben lässt oder auch der Bestandteil der sich aufheben lässt, obwohl er nicht aufgehoben ist.

Jeder Mensch verfügt wohl mehr oder minder über eigene Prioritäten. Die einen bevorzugen es Sonntag um 20:15 den Blockbuster zu schauen, die anderen zünden aus Protest zur Konsumgesellschaft ein Mercedes-Benz an. Das beide dieser skurillen Lebensweisen doch irgentwo im Kern auf einer elementaren & gleichen Verhaltensweise basieren scheint absurd. Dennoch wenn die Erfüllung an erster Stelle steht ist beides identisch.

Erfüllungen haben auch eine Ähnlichkeit mit Erwartungen. Ich erwarte einfach das, ich erfüllt werde und nicht Enttäuscht werde.

Mittwoch, 21. Mai 2008

Zitat Nils...

"Es ist vernünftig, nicht vernünftig zu sein."

Universal

Die Freiheit zu sein wie wir sind, sollten wir uns wohl niemals nehmen lassen. Oder wer verändert sich gern für andere Menschen? Eigentlich wollte ich ja etwas über meine Person schreiben, aber zeigen mir doch meine ersten Assoziationen, das es in eine ganz andere Richtung tendiert. Ich finde wenn wir den Zweck unserer Anwesenheit verfehlen, sollten wir aufstehen und gehen.

Der Tomte Sänger Thees Uhlmann sagte einmal:“ Es ist die Leidenschaft die treibt, die Passion in deinem Blick…“, ein Herzensmensch schrieb mir vergangen Sommer eine Sms mit folgendem Inhalt der wohl mehr auf mich zutreffend ist: Es ist die Leidenschaft die treibt, die Exzessivität in deinem Blick. Gestern sagte mir Jana das mein ganzes Leben wohl mehr oder minder den Abend eines Jungessellenabschiedes repräsentiert. Aber was ist zu tun, wenn der Vierviertel-Takt primär wird. Was ist zu tun, wenn überall nur noch YEAH steht. Was tun, wenns immer wieder dieses universale Gefühl das Mensch auf Wolke 23 schweben lässt gibt? Einfach anhalten? Aussteigen? Nicht mehr weiter machen?

Ja, mein Leben ist eine 3 Tage wach Party und du scheinst der morgen danach. Oder komm und gib mir Deine Hand, Ich nehme Dich mit ins Wunderland. Nur Du und ich, dort ist es schön. In solch Augenblicken ist alles perfekt: Die Weichheit des Lichts, dieser feine Duft, diese Atmosphäre. Du atmmest tief ein und das Leben erscheint dir so einfach, so klar, dass dir eine Anwandlung von Liebe überkommt und das Verlangen der gesamten Menscheit zu helfen.

Nun wird die Zeit mir wohl wieder die Antwort mitteilen. Aber das Licht angeht, der Sound verstummt und alle aufstehen und gehen, scheint absurd. Denn schliesslich nehme ich mein Leben ernst.

Samstag, 3. Mai 2008

dreimal ist einmal

Wie du so da liegst mit deinem Kissen auf dem Kopf, ich kann dein Atem hören und immer wenn du ausatmest, kommt mir dein warmer Atem entgegen, er riecht wie jeder andere Atem auch, nur auf eine ganz bestimmte Art und Weise erinnert er an Dich.

Vielleicht ist es einfach auch nur das Bett auf dem ich liege und Ich versuche einzuschlafen, bekannt ist es mir, aber in der letzten Zeit fremd geworden.

Lange muss ich nachdenken bevor mich meine Fantasie in wirklich absurde Träume zu ziehen vermag. Ich werde zweimal wach, einmal um halb zwei ein weiteres Mal um fünf, als die Vögel schon draußen zwitschern. Beide male schaffe ich es, aber wieder ins Reich der Träume.

Am nächsten Morgen ist alles irgendwie anders oder zumindest ein bisschen oder vielleicht auch gar nicht, zumindest vermag mein Gefühl sich aus jenem verstrickten Chaos was sich über die letzten Monate entwickelt hatte ein wenig zu befreien. Ja, Erleichterung. Es tut gut!

Das Gefühl verändert sich ein bisschen, in ein noch besseres Gefühl. Ich kann dich ansehen und du lächelst, so wie damals und ich kann dir dein lächeln sogar schon ein wenig erwidern.

Vertrauen, Aufmerksamkeit, Innigkeit, Nähe, Geborgenheit, Wärme, Sicherheit, Verständnis, Wohlbefinden, Einzigartigkeit und was es sonst noch so gibt, sind einfach über Nacht herangewachsen, zwar nur ein kleines Stückchen, aber ich denke das es so weiter gehen wird.

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Montag, 28. April 2008

MEIN POP DEIN POP

Warum man die Kulturindustriethesen Theodor W. Adornos und Max Horkheimers auch heute ruhig einmal lesen sollte

Von Sebastian und Chris

I.

Wenn nichts geht, das geht immer: ein Gespräch über Film, Musik, Theater, über bildende Kunst oder Mode als heiterer Austausch gewiss vorhandener Meinungen. Der Kulturkonservative bemängelt den Schund moderner Unterhaltungskultur – wer besuche heutzutage schon noch die Oper? Sein Gegenüber jedenfalls nicht, er lässt sich statt dessen Ursachen für den ausgemachten Qualitätsverlust der Massenkultur einfallen. Der Rundfunk und der Tonträgerhandel werden von Schlechtigkeiten des »angloamerikanischen Kulturimperialismus«, wahlweise des »Ami-Plastik-Pops« überschwemmt, der in Tokio Hotel und Scooter seine deutschen Abziehbilder fände. Wenn’s einem nicht gefalle, müsse man’s eben selber machen, ist hingegen das bei solchen Gelegenheiten gern und häufig formulierte Credo von Kulturaktivisten1, die für derartige Anpackposen keinen Antiamerikanismus brauchen. Mit kleinen Bands, kleinen Labels und kleinen Läden basteln sie sich seit Jahrzehnten die »unkommerzielle«, bessere Gegenwelt zum sogenannten Mainstream: ein Paradies der . Andere machen das nicht nur wegen der besseren Partys und der nicht so sehr dem Massengeschmack unterworfenen Bild‑ und Klangerzeugnisse. Mit einer alternativen Kultur würde man unmittelbar den Hebel an die abschaffenswerte Gesellschaft legen – eine Position, die sich für Kultur als linker Praxis in den Ring begibt.

Den Kulturkonservativen, wie den Antiamerikaner, den DIY-Aktivisten und den Poplinken – auch wenn sie sich in Wirklichkeit nicht immer klar scheiden lassen – eint zumeist der Umstand, Kultur ohne ihr Verhältnis zur gesellschaftlichen, kapitalistischen Realität zu verhandeln oder einem falschen Kapitalismusverständnis aufgesessen zu sein.

II.

Ob und wie musikalische, bildnerische oder schauspielerische Tätigkeiten durch den Kapitalismus geprägt, überformt und hervorgebracht werden, was das für die Kunstwerke selbst, für ihre Urheber und ihr Publikum zur Folge hat, wurde von Theodor W. und Max bereits Anfang der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts unter dem Begriff der »« untersucht.2

Selbiger hat mit der, in Popmusik-Kaffeehausgesprächen oder hippen Redaktionsstuben für den Unternehmensblock aus Warner, Paramount, Universal, EMI, Sony und einigen wenigen mehr verwendeten Bezeichnung »« nichts gemein. In ihr drückt sich landläufig jene »Kritik« aus, nach der in »Major«-Firmen nur Profitinteressen vorherrschen würden, die sich eben am Besten in anspruchslosen, schlechten, teuren und glattgespülten Veröffentlichungen realisieren ließen.

Diese Vorstellung ist insofern richtig, als dass Kultur in einer kapitalistischen Gesellschaft irgendetwas mit dem Kapital zu tun zu haben scheint. Dass und nur auf den »Mainstream« abzielen, erweist sich gleichwohl als geläufiges Missverständnis, das in der Analyse des fortschreitenden Kapitalismus in der »Dialektik der Aufklärung« selbst angelegt ist. Mit einer gewissen Note Leninismus erkennen und gesellschaftlich einen Übergang von der freien Konkurrenz zum Monopol – eine Entwicklung, die sie in der Rede von »Massenkultur unterm Monopol«3, den »wahren Machthabern«4, usw. auch für die Kultur geltend machen. Während diese Beschreibung für die 30er und 40er-Jahre des letzten Jahrhunderts tatsächlich seine Berechtigung hatte, ist sie zumindest in der heutigen Zeit unzutreffend, wie allein ein Blick auf die ausgefaserte Labellandschaft im Musikbereich offenbart: Aufgrund der technischen Innovationen, sowie des Multiplikators Internet wurde es bedeutend einfacher, Tonträger herzustellen und an die Konsumenten zu bringen. Deshalb ist vielmehr eine Zunahme der Konkurrenz, als ihre Ausschaltung festzustellen.

Gleichwohl verstünde man und falsch, verschöbe man ihre Kritik von der Kultur selbst lediglich auf ihre Produzenten. »Kultur wurde vollends zur Ware«5, schreiben die Vertreter Kritischer Theorie und insistieren mit diesem Kerngedanken nicht allein auf den evidenten Umstand, dass CD’s verkauft und gekauft werden, ein Konzertbesuch Geld kostet und Künstler Gage für ihre Auftritte einstreichen. Die Warenförmigkeit der Kultur geht tiefer und sie ergreift die Kultur umfassend: der Kapitalismus hat die gesellschaftlichen und menschlichen Verhältnisse bis in den letzten Winkel in – gleichwohl brüchiger – Totalität durchdrungen.

Musik, Film, Literatur, Radio und Theater sind demnach nicht allein nach den Maßgaben ökonomischer Rentabilität organisiert; sie »sind nicht länger auch (Hervorhebungen i. Orig., Anm. d. Verf.) Waren, sondern sie sind es durch und durch.«6 Obwohl Kultur als von der Wirtschaft losgelöste Sphäre erscheint, ist sie es laut und nirgendwo. Der Mythos autonomer Kunst, der sich nicht nur in der Hochkultur gehalten hat, sondern mit den modernen Subkulturen ein neues, rosiges Kindergesicht bekam, versteigt sich in der Vorstellung, Kunst wäre im Kapitalismus vom Kapitalismus unangetastet oder befände sich zu selbigem gar in Fundamentalopposition. und erteilen diesem Mythos nicht nur eine klare Absage, sie attestieren jedweder Kultur darüber hinaus, für die Ideologie zu sorgen, die die herrschende Ordnung am Laufen hält.

Aber im Detail und der Reihe nach: Kunst und Unterhaltung, Vergnügen und Zerstreuung dienen heute vorrangig dem Ziel, den Einzelnen für den nächsten Arbeitstag körperlich und geistig zu reproduzieren, ihn hinreichend für seine Werktätigkeit zurecht zu päppeln und in einem funktionsfähigen Zustand zu erhalten. Die Freizeit des Arbeiters oder Angestellten wird also selbst in den Dienst der Arbeit gestellt, indem sie »die Sinne der Menschen vom Ausgang aus der Fabrik am Abend bis zur Ankunft bei der Stechuhr am nächsten Morgen mit den Siegeln jenes Arbeitstages (besetzt)«7. Rückenschule und Wellnessfarm bringen den Bürohocker oder den Studenten zurück in körperliche Form, das Geplätscher von Kuschelrock oder SPEX-Beilagen-CD, vom Blockbuster oder Underground-Movie, vom Celine Dion‑ oder Hot Chip-Konzerterlebnis sorgen für eine sedierende, emotionale Umhegung des Feierabend-Subjekts.

Was durch das Programm gesungen, gesagt oder gezeigt wird, ist dabei keine Nebensächlichkeit, sondern zumeist der servierte Ideologiehaushalt bürgerlicher Gesellschaft. Laut und erschöpfen sich die in den Kulturindustrieprodukten behandelten Themen, die aufgezeigten Konflikte und ihre Lösungen, die dargestellten Lebenspraxen und Moralvorstellungen in der »Anpreisung des grauen Alltags (…), dem (man) entrinnen wollte.«8 Kultur verdoppelt so die reale Tristesse der Menschen im Kapitalismus und indem sie das tut, wird der gesellschaftliche status quo als Idealbild gesetzt und eingeschärft – Kultur verkommt zur Reklame für die Gesellschaft, wie sie ist. Wurde erst einmal der Tellerwäscher-Aufstieg und die genormte Holly‑ und Bollywood-Beziehung als Gipfel der persönlichen Entfaltung und die omnipräsente »Mein Haus-Mein Auto-Meine Frau«-Gesellschaft als höchste Form der Einrichtung menschlicher Verhältnisse akzeptiert, dann wirft eine daran orientierte Lebensgestaltung Glück und Zufriedenheit ab. Wer dem vorgegebenen Kanon nicht entspricht, kann sein Leben ja den gezeigten Rollenbildern und Gefühlsmodellen entsprechend neu justieren. »Das Existieren im Spätkapitalismus ist ein dauernder Initiationsritus. Jeder muss zeigen, dass er sich ohne Rest mit der Macht identifiziert, von der er geschlagen wird.«9 Es genügt also nicht, die Verhältnisse hinzunehmen, man hat widerstandslos und begeistert in ihnen mitzutun.

Hunger und Elend, Arbeitszwang und Ausbeutung, Hartz IV und Wohnungsnot, die mit dem heutigen Stand der Produktivkräfte aus der Welt sein könnten – es im Kapitalismus, so lange es ihn gibt, aber nicht sein werden, sollen niemanden auf dumme Gedanken bringen. Durch die , die propagierte Selbstverständlichkeit der kapitalistischen Ordnung, habe der Einzelne »das Leiden vergessen, noch wo es gezeigt wird.«10 und jeden Gedanken an die Abschaffung der Verhältnisse aus dem Bewusstsein gewischt.

Das Individuum wird laut und aber nicht nur zugerichtet und normiert, sondern gar – als Tilgung des Ichs – zum Verschwinden gebracht. Das klingt paradox, verweisen doch in der modernen Gesellschaft alle auf ihre jeweils eigene Individualität. Doch auch wenn stetig nach ihr gefragt wird, ist Individualität nur noch eine von Berufs‑, Musik‑ und Kleiderwahl. »In der ist das Individuum illusionär (…). Es wird nur so weit geduldet, wie seine rückhaltlose Identität mit dem Allgemeinen außer Frage steht. Von der genormten Improvisation im Jazz bis zur originellen Filmpersönlichkeit, der die Locke übers Auge hängen muss, damit man sie als solche erkennt, herrscht Pseudoindividualität.«11 Was sich darin ausdrückt, ist die Zerstörung des denkenden Subjekts, dessen Liquidierung als Einbruchstelle des Faschismus bzw. des Nationalsozialismus ausgemacht wird.

Das gesellschaftliche Wesen der , ihre Funktion und ihr Dienst an den Verhältnissen hat auch Folgen für das ästhetische Material. und attestieren Musik, Film, Theater und Literatur Serialität, Standardisierung, Wiederholung und Kitsch. Nichts soll zu schwierig, nichts zu fordernd sein. »Das Vergnügen erstarrt zur Langeweile, weil es, um Vergnügen zu bleiben, nicht wieder Anstrengung kosten soll und daher streng in den ausgefahrenen Assoziationsgleisen sich bewegt. Der Zuschauer [ebenso der Zuhörer – Anm. d. Verf.] soll keiner eigenen Gedanken bedürfen«12.

So wohlklingend die eigene Plattensammlung auch sein mag, vielleicht ist gerade das ihr Problem. Quer durch die Sparten – von Schlager, über Punk, von Hip Hop bis Rummeltechno und Indiepop – der Unterschied im ästhetischen Material ist allein ein gradueller. Der nahezu festgefügte Aufbau und Spannungsbogen von Songs, ihr Harmoniegerüst und das ewige Einerlei des 4/4-Taktes erlauben ein Musikerlebnis, ohne wirklich ein Zuhören zu fordern. Dies schafft jene einlullende, voraussetzungslose Beschallung, die auch nicht durch verzerrte E-Gitarren oder kritisch gemeinte und bisweilen geschrieene Texte mit der Logik der bricht. Setzten und deren Produkten eine Kunst entgegen, die »als Ausdruck von Leiden und Widerspruch die Idee eines richtigen Lebens«13 festhält, so kann Pop diesen Anspruch heute kaum verwirklichen: Auch wenn traurige Jungs über ihren Weltschmerz singen, andere tanzbar »Smash it Up« skandieren oder sich der frühe Punk in der Musik und ihren Protagonisten als gesellschaftlicher Müll inszenierte – all die Dissidenz bleibt den Spielregeln und dem künstlerischen Koordinatensystem der verhaftet.

Das Nicht-Einverstanden-Sein einiger Pop-Protagonisten verkommt – wenn auch ungewollt – zum Verkaufsargument und einer Lifestyle-Plakette, die möglicherweise schon morgen per H&M als modischer Ausdruck des Einverstanden-Seins feilgeboten wird. »Für alle ist etwas vorgesehen, damit keiner ausweichen kann, die Unterschiede werden eingeschliffen und propagiert.«14 Will heißen: je nach Geschmack kann sich der eine mit Dieter Bohlen den Feierabend verchromen und der andere bei The (International) Noise Conspiracy im Konzertsaal Fäuste recken und Revolution simulieren, um das nicht bei nächster Gelegenheit in echt versuchen zu müssen.

III.

Unter dem aufgemachten Blickwinkel gerät auch der »« – mit so etwas konnten und vor rund 70 Jahren noch nicht rechnen – mitsamt seiner subkulturellen Praxis unter die Räder der eigenen Annahmen. Subkulturelle Nischen, die unter den widrigen Umständen des Kapitalismus tatsächlich wenigstens etwas Ruhe und Raum für Kreativität und zeitweise angenehmere Partys bereithalten, waren und sind – wie bereits erwähnt – selbst Teil der . So brachten Subkulturen neue Bedürfnisse hervor, die auch der Markt für sich beanspruchte. Indie-Pop und DIY-Punk, als jeweils eigene Sparten des Pop, wirkten und wirken als Marktsegment.

Dessen ungeachtet, üben sich die Akteure dieser Szenen in Distanzierungsversuchen, die sich z.B. im identitären Selbstverständnis gegen »Mainstream« und »Ausverkauf« äußern. Exemplarisch wird das angeblich Authentische verteidigt: etwas, das von unten kommt, das man eigenständig, ohne große Konzerne realisiert hat und das nicht danach schielt, massentauglich und marktfähig zu sein.

Doch der Anspruch frisst sich selbst. Jedes noch so kleine Independent-Label und jede noch so selbstbestimmte Band muss sich dem kapitalistischen Prinzip unterordnen, um überhaupt existieren zu können. Vom gemieteten Probe‑ und Studioraum, dem Konzertarrangement oder Labeldeal, bis zur Werbung über Rezensionen, Plakate und Internetseiten – die DIY-Kultur bildet den »Mainstream« lediglich im Kleinen nach, bricht aber trotz aller Behauptungen nicht mit der Warenform. Da hilft es auch nichts, Platten zu tauschen oder sich in Dumpingpreise zu flüchten. Indie-Pop, politischer Punk oder was für eine subkulturelle Nische auch immer, stellen identitäre Spielbälle dar, die man sich unentwegt auf dem Feld des Warenangebots zuschießt, um gegen selbiges zu punkten. Doch nicht allein, dass das nicht funktioniert: darüber hinaus werden »Subkulturen« selbst zum Stichwortgeber für notwendige Modernisierungen des kapitalistischen Betriebs. So kreativ, innovativ, belastbar, idealistisch und selbstausbeuterisch, wie es in »subkulturellen« Kreisen zugeht, wünscht man sich vielerorts auch den modernen Angestellten. Dass unter solchen Vorzeichen jede mit Rumpelpunk vorgetragene Hasstirade auf die Arbeit nachgerade bescheuert ist, fällt weder ihren Liebhabern noch den Musikern auf.

IV.

Im Unterschied zur , will die mit ihrer Subversionsidee eine Perspektive aufmachen. Dafür interpretiert sie subkulturelle Mechanismen neu, betont nicht allein die vermeintliche Andersartigkeit, sondern dreht sie als politisch-revolutionäre Praxis gegen die Verhältnisse. Nur bleibt der Versuch über die Kultur aus dem Kapitalismus auszubrechen, in der Kultur stecken. Dies passiert, weil keine politischen Forderungen und Selbstreflexion mehr maßgeblich sind, sondern das subkulturelle Selbstverständnis auf Identität und alternativen Lebensentwürfen fußt. Die vermeintliche Subversion, an die die so gerne anknüpft, erschöpft sich in einer Vermittlung durch Codes und Symbole, deren Essenz keine »Politisierung der Kunst«15, sondern eine ruhestiftende Entpolitisierung bzw. eine Ästhetisierung der Politik ist. Dieses Phänomen hat sich selbst in originär politischen Bewegungen festgesetzt. Wer sich beispielsweise linke Jugendkultur zwischen Popantifa und Krawall-Erlebnis anschaut, der findet eher Lifestyle-Programme statt ernst zu nehmender, fundierter Gesellschaftskritik.

Ein Ausbruchversuch aus diesem Doppelcharakter der Kultur, einerseits kulturelle Subversion zuzulassen, die die Möglichkeit tatsächlicher Subversion andererseits aber nachhaltig durchkreuzt, ist gleichwohl nicht unmöglich. Einer »«, die sich – in welchem Maße auch immer – in Opposition zum Bestehenden wähnt, ohne selbstreflexiv auch nur einen Gedanken an die Aufhebung der eigenen Kultur zu verschwenden, wird dieser Schritt aber nicht gelingen.

V.

Was sich damit als Problem stellt, ist die Frage nach der Brüchigkeit der Totalität. Während keine Ausbruchsmöglichkeiten aus der gesellschaftlichen Totalität – also dem Kapitalismus – verbleiben, lässt sich diese Antwort für die – also die kapitalistische und damit jegliche Kultur – nicht so leicht treffen. Passiert es denn nicht trotz der analysierten Liquidierung des Denkens, dass Menschen beginnen, auf sich und die Verhältnisse zu reflektieren, anstatt aufgrund des für sie kulturindustriell bereit gehaltenen Stumpfsinns damit aufzuhören? Und für Kunst, Musik, Film und Theater gefragt: kann nicht auch innerhalb der , unter ihren Bedingungen produzierte Kultur, über sich selbst hinausweisen oder ein solches Transzendieren zumindest bedenken?

Risse im scheinbar statischen Konzept der finden sich als Idee eines kritischen Potentials unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen bei verschiedenen Denkern der Kritischen Theorie selbst wieder. etwa plädierte in seinen musikkritischen Aufsätzen für die Dissonanz als Ausdruck von Schmerz und Leiden. Weil der Mensch im Kapitalismus unfrei ist und von seinen wahren Bedürfnissen entfremdet, wäre Dissonanz letztlich die einzig legitime Form, eine solche Entfremdung angemessen musikalisch auszudrücken und ins Bewusstsein zu bringen. Kritisches Potential käme damit solcher Musik zu, die die antagonistischen Unterdrückungsverhältnisse kenntlich macht, aber aus der Opferperspektive heraus dessen Überwindung zugleich durchschimmern lässt.

Herbert Marcuse hingegen – ein ebenfalls exponierter Vertreter der Kritischen Theorie – spürte kritisches Potential vielmehr in einer Entgrenzung auf, die durch eine musikalische Ungezügeltheit hergestellt wird und damit bereits eine Ahnung davon geben könne, wie befreite Gesellschaft sich anfühlen mag. Als Soundtrack dieses Gefühls benannte Marcuse Funk, Jazz und Psychedelic in den ausgehenden Sechzigern, die durchaus als Massenphänomene in Erscheinung traten und in deren Lifestyle (»Sex, Drugs and Rock’n’Roll«) er am ehesten zumindest die Nachvollziehbarkeit von Freiheit erkannte.

Wenn die nun aber total wirkt, so wäre aufgrund der absoluten Immanenz die Suche nach einer emanzipatorischen, kritischen Kunst im Kapitalismus unnötig, weil von vornherein erfolglos. Es ist erstaunlich, dass sich die Vertreter Kritischer Theorie entgegen ihrer eigenen Argumentationslinie zu positiven Urteilen haben hinreißen lassen. Statt die Möglichkeiten einer Kunst begrifflich einzukreisen, die die »Idee eines richtigen Lebens festhält«, hätten sie eine positive Bestimmung der Kunst auch auf das Datum vertagen können, an dem das »richtige Leben« als befreite Gesellschaft und damit auch als befreite Kunst real geworden ist.

VI.

Bei und nicht hinreichend gewürdigt, lässt sich in anderer Weise ein kritisches Moment der herausarbeiten, das nicht die Ästhetik, sondern die gesellschaftliche Verfasstheit betrifft, in der explizit westliche Kulturprodukte zirkulieren. Während die Theorien der Dissonanz und der Entgrenzung Ausführungen blieben, die ein grob umrissenes, formalästhetisches Gegenmoment zur stark machten, kann sich westliche selbst in Widerspruch zu antiaufklärerischen gesellschaftlichen Verhältnissen setzen. So entfaltet sie in autoritären Regimes eine aufklärerische Wirkung, indem sie in emphatischem Bezug das kapitalistische »Individuum« als Absatzmarkt anspricht und selbiges darüber mit allerlei bürgerlichen Glücksversprechen, von Hedonismus bis persönlichem Erfolg, von Körperlichkeit, Rausch und bürgerlicher Freiheit ansteckt. Der Wunsch etwa nach ausgelassenen offenen Feiern, nach aufreizender Mode, nach Kinogängen oder einem sonst wie bunteren Leben, stellt in Systemen, die nicht einmal das erlauben, einen zivilisatorischen Fortschritt dar. Ob sich der Einzelne damit allein in Opposition zu den gesellschaftlichen Konventionen oder religiösen Zwängen weiß oder er als bürgerliches »Individuum« gegen das Kollektiv steht, hängt indes vom konkreten Wesen des jeweiligen Regimes ab. Dass letztere häufig um die Verlockungen des abendländischen way of life wissen, zeigt sich in der Bekämpfung der als entgrenzend, hedonistisch, dekadent und moralzersetzend wahrgenommenen Kultur etwa durch den Nationalsozialismus oder den Islamismus. Gerade diese Kultur bleibt ein Schlupfloch, das unter anderen gesellschaftlichen Voraussetzungen, wie dem Islamismus, für bürgerliche Werte steht, über die dort, wo sie längt durchgesetzt sind, in emanzipatorischer Absicht hinauszugehen wäre.

Der Swing in der Ära der 1930er-Jahre beispielsweise, vertreten durch die »Swing Kids«, mag ein Einverständnis mit der bürgerlichen Gesellschaft samt ihrem Elend gewesen sein. Aber: »Gegen die Volksgemeinschaft hält er – und sei es nur zum Schein – das einzelne Individuum und dessen Bedürfnisse hoch, deren Existenz das Kapital glücklich macht und deren Befriedigung dieses, for cash, zu leisten trachtet.«16 Das kulturindustrielle Motto, das und in der »Dialektik der Aufklärung« so zynisch und treffend formulierten: »Alle sind frei, zu tanzen und sich zu vergnügen«17, steht demnach beispielsweise für Jugendliche in islamistischen Ländern, die von Sittenpolizei und der Idee eines islamischen Gemeinschaftswesens (Umma) drangsaliert werden, für die Ahnung von einem besseren Dasein. Das Hören amerikanischen bzw. westlichen Pops ist in ihren Ohren alles andere als Musik, die der Korrumpierung des Individuums, sondern vielmehr seiner Entfaltung im Rahmen des Spätkapitalismus dient. Gleichwohl ist das nur eine Seite der : mit ausgetauschtem Inhalt dient sie autoritären Regimen – nur staatlich und nicht durch die Konkurrenz vermittelt – zur Stiftung von Einverständnis und Konformität zu Gunsten der herrschenden Ordnung.

Diese Dialektik kommt bei und merkwürdigerweise zu kurz. Galt ihnen die u.a. als massenpsychologische Erklärung für das Erstarken von Faschismus und Nationalsozialismus in Europa, wurde die Sprengkraft des kapitalistischen Glücksversprechens verkannt. selbst musste sich in Anbetracht dieser Brüchigkeit die Frage stellen, warum der Faschismus im Musterland von und Kapitalismus – den USA – leer ausging, während im hochkulturellen Deutschland der Goethes und Wagners, die unvergleichbare Barbarei des Nationalsozialismus vollzogen wurde. Oder anders formuliert: warum der Kapitalismus und seine nicht zwangsläufig in etwas Schlimmerem münden müssen.

Weil und dem Moment der bewussten Manipulation zu viel und den dynamischen Gesetzen des Marktes zu wenig Bedeutung zumessen, verstellt sich ihnen der Unterschied zwischen und beispielsweise völkischem Kulturleben der Nazis oder der Massenkultur islamistischer Provenienz. In seinem Vortrag »Kultur und Culture« thematisiert diese Diskrepanz später und stellt fest, dass zwar mit der fortschreitenden kapitalistischen Vergesellschaftung und ihrer zugehörigen jegliche Utopie verloren geht, mit diesem »jeglich« zugleich aber auch totalitären Bewegungen der Nährboden entzogen wird. So konstatiert er für die USA: »Die Güterfülle, diese Tatsache, dass der Mangel zurücktritt […], das verleiht doch der alltäglichen Erfahrung ein Moment der Friedlichkeit und des Unaggressiven, das uns in Europa fast vollkommen verloren gegangen ist. Es handelt sich hier um eine […] Durchdringung der Gesamtgesellschaft mit Humanität im unmittelbaren Verhalten […].«18 Auch wenn im Hintergrund stets die Gefahr lauert, an den bürgerlichen Verhältnissen zugrunde zu gehen, sind sie Schlimmerem nicht nur vorzuziehen, sondern ihnen ist eine Freiheit zu verdanken, die sich vielleicht einmal in positiver Hinsicht überwinden ließe.

VII.

Was in den letzten Absätzen bereits durchschimmerte, soll als Fazit noch einmal expliziert werden. Es betrifft die landläufige Ansicht, die -Thesen der »Dialektik der Aufklärung« seien wie auch immer veraltet: nach einem Modell entwickelt, das zwar geschichtlich – also für die 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts – durchaus eine Berechtigung beanspruchen könne, aber an der gegenwärtigen Gesellschaft und ihrer Kultur vorbei gehe.

Ein solcher Einwurf erscheint – selbst wenn man von der oben ausgeführten Fruchtbarmachung für eine Kritik subkultureller‑ und poplinker Praxis absieht – zumindest zweifelhaft, impliziert das »Veralten« einer Theorie doch, dass die Verhältnisse, die sie zum Gegenstand hatte, mittlerweile fundamental andere geworden seien. Das ist aber nicht der Fall. Trotz aller geschichtlicher Zäsuren wurde weder der gesellschaftliche Aggregatzustand in seinen Grundfesten erschüttert, noch haben sich seine Formen der Veräußerung und der Durchsetzung stark geändert. Gerade weil der Kapitalismus nach wie vor geschichtsmächtig ist und seine Massenkultur die von und beschriebenen Wesenszüge trägt, hat die Kritik der nicht an Aktualität eingebüßt. Mehr noch überholte die Kultur in einem Maße die punktuell überspitzten Thesen, wie es seine Urheber wohl kaum zu fürchten wagten. Galt ihnen bereits der Jazz mit seinen Stilelementen der Synkope und der unfrei-freien Improvisation als standardisiert, erstarrt und glatt19, sowie Radio und Kino als manipulativ und geistfrei – welche Invektiven hätten und wohl für heutigen Bumstechno, DSDS und Fernseh-Dschungel-Shows finden müssen?

Die technischen Entwicklungen dieser Tage, allen voran das Internet, haben zudem die kulturindustriellen Mechanismen nur noch durchdringender wirken lassen. Konnte man sich bei Produktionen, die professionelle Kulturarbeiter für ein Breitenpublikum herstellten, wenigstens noch minimaler Konsistenz an Handlung, Mitteilung und Präsentation sicher sein, schlägt sich die Kultur von MySpace bis Youtube en gros mit schrankenlosem Stumpfsinn. Der ehemalige Konsument will in seiner Freizeit nunmehr auch Kulturarbeiter sein, Grassroots-Journalist und Zeitgeist-Kommentator (Bloggen), Film‑ oder Radiomacher (Podcasting), deren Tagwerk darin besteht, den etablierten Disziplinen der nachzueifern. Die eingerissene Hürde des Betriebs – die Verkäuflichkeit des Programms – treibt seine Versuche nicht zur avancierten Kunst, sondern zur exhibitionistischen Erniedrigung, mit der man sich dem Betrieb anempfiehlt. »Ich bin ein Star, holt mich rein« fungiert als Selbstvermarktung von Menschen, die jedwede Intimität, jede Faser des Privaten einem dankbaren Massenpublikum im TV oder dem Internet unterbreiten, das auch deshalb nicht einmal mehr die Nachrichten versteht.20

Angesichts dessen ist die Lektüre der Kulturindustriethesen nach wie vor ein lohnendes Unterfangen. Mit ihr gelingt es, jedwede Kultur als unter den Bedingungen des Kapitalismus hervorgebracht zu begreifen. Indem man sich von gegenteiligen Illusionen verabschiedet, entschlüsselt sich der nach wie vor virulente DIY‑ und Subversions-Mythos als überaus kritikabel. Damit soll nicht gesagt sein, dass jedwede Kulturpraxis von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Zugestanden sei die Möglichkeit transzendierenden, kritischen Denkens und kritischer Kunst auch unter dem Wertgesetz. Ohne eine Bejahung dieser Analyse hätten auch und weder Maßstäbe für progressive Kulturerzeugnisse entwickeln, noch an der Hoffnung auf fundamentale gesellschaftliche Emanzipation festhalten können. Dieser Text bemüht sich im Konstatieren einer Unbenennbarkeit aber gerade nicht um die klare Bestimmung dessen, was Kultur zu einer emanzipatorischen werden ließe. Anders als im linken Popdiskurs üblich, soll hier für keine Ausdrucksform der Kunst (also weder für die Dissonanz, noch für die Entgrenzung oder etwas ganz anderes) die Lanze gebrochen werden. Dass sich und positive Aussagen haben durchgehen lassen, ist gleichwohl eine gravierende Nachlässigkeit ihrer Kultur‑ bzw. Musikkritik. Mit den gleichen Argumentationskategorien, mit denen sie 12-Ton-Musik in emanzipatorischer Hinsicht retten und den Jazz denunzieren, ließe sich plausibel auch das genaue Gegenteil begründen. Nicht zuletzt deshalb sehen sich immer wieder DiskutantInnen eingeladen, ihre eigenen kulturellen Vorlieben als kritisch und über die Verhältnisse hinausweisend, zu theoretisieren. Bei aller Sympathie für Adornos und Horkheimers Kulturindustriethesen: die Brüche und Probleme ihrer Kritik treten nicht allein damit zu Tage. Ein Reflektieren auf und eine Neubewertung ihrer Janusköpfigkeit beanspruchen heute etwa im Hinblick auf autoritäre Regimes eine Dringlichkeit, die in jedem heiteren Austausch über Film, Musik, Theater, über bildende Kunst oder Mode, in jeder Auseinandersetzung mit Kulturkonservativen, Antiamerikanern, Poplinken und DIY-Aktivisten offensichtlich wird.

Der Text wurde für die #3 des Bremer Extrablattes verfasst. Er ist auf Beatpunk in leicht veränderter Form gespiegelt. Der Artikel steht auch als PDF im Drucklayout zum Abrufen bereit.

Anmerkungen

  1. Der Lesbarkeit halber haben wir uns im Text für die Verwendung der männlichen Schreibweise entschlossen, die selbstredend geschlechtsneutral gemeint ist.()
  2. Der Begriff der »« geht auf Theodor W. und Max zurück. Als Kapitel der »Dialektik der Aufklärung« – einem zentralen Text Kritischer Theorie veröffentlicht – wurden die im vorliegenden Artikel behandelten Thesen in Pacific Palisades (Los Angeles), Anfang der 40er-Jahre des letzten Jahrhunderts formuliert. Sie stehen dabei unter dem Eindruck sowohl des Nationalsozialismus, der noch bei Fertigstellung des Buches in Europa wütete, als auch des US-amerikanischen Exils. Dort lernten und mit der »Traumfabrik Hollywood«, mit Radio, Jazz, Schlager und Hochglanz-Illustrierten einen zugespitzten Grad westlicher Massenkultur kennen, dessen Kritik auch Aufschluss darüber geben sollte, wo die Offenheit und Begeisterung für den Faschismus bzw. den Nationalsozialismus in einigen Staaten Europas herrührte. Ihre Darlegung blieb bruchstückhaft. »Mehr noch als die anderen Abschnitte ist der über fragmentarisch« heißt es in der Vorrede der »Dialektik der Aufklärung«. Belegt wird diese Diagnose durch die ursprüngliche Fassung des Kapitels, an dessen Ende sich der Hinweis »Fortzusetzen« befand, der mit der überarbeiteten Ausgabe von 1969 allerdings verschwunden ist. Die Fortsetzung, von der laut editorischer Nachbemerkung zum Band 3 seiner Gesammelten Schriften des Öfteren als »ungedruckt gebliebenem Teil« sprach, kann in dem nachgelassenen, auf die Arbeitsphase der »Dialektik der Aufklärung« zu datierenden Text »Das Schema der Massenkultur« gesehen werden. Die zentralen Gedanken der Kritik finden sich zudem in Adornos »Résumé über «, sowie der Abhandlung »On Popular Music« noch einmal zusammengefasst. Welche Bedeutung die Verfasser der »Dialektik der Aufklärung« dem Theorem »« beimaßen, verdeutlicht seine Stellung innerhalb des Buches: es ist eingerahmt in einen geschichtsphilosophischen Entwurf über die neuzeitliche Vernunftsentwicklung und deren Umschlag in die Barbarei, sowie einem Abschnitt zum Antisemitismus. Die stellt also weder ein Randphänomen dar, noch bleibt ihre Kritik kulturimmanent – geleistet wurde vielmehr die radikale Zerlegung einer, von ökonomischer Verwertungslogik bestimmten Gesellschaft und der in ihr zelebrierten Kultur.()
  3. /, »Dialektik der Aufklärung«, GS 3 DdA S. 142 f. (im Folgenden: DdA).()
  4. DdA S. 143.()
  5. DdA S. 223.()
  6. , »Résumé über «, GS 10.1 S. 338 (im Folgenden: RüK).()
  7. DdA S. 153.()
  8. DdA S. 161.()
  9. DdA S. 176.()
  10. DdA S. 167.()
  11. DdA S. 177.()
  12. DdA S. 159.()
  13. RüK S. 342.()
  14. DdA S. 144.()
  15. Benjamin, »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit«, GS I.2 S. 469 bzw. 508.()
  16. Gießler, »Beliebigkeit und Gegenaufklärung«, in: CEE IEH 140 (http://www.conne-island.de/nf/140/19.html, eingesehen am 02.02.2008).()
  17. DdA, S. 190.()
  18. , »Kultur und Culture«, in: Vorträge Hessische Hochschulwoche (1959), S. 246 ff.()
  19. , »Zeitlose Mode. Zum Jazz« GS 10.1, S.123 ff.()
  20. »Keiner versteht die Tagesschau«,Spiegel Online
    (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,522967,00.html,
    eingesehen am 30.01.2008).()